Stimmen zu „Cristus für uns“
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Zu Hermann Mahnkes Buch „Christus
für uns. Die Bilder im Evangeliar Heinrichs des Löwen - ausgelegt für
Menschen unserer Zeit“, Weißensee Verlag, Berlin 2006, 152 S. mit 14
doppelseitig bedruckten, farbigen Bildtafeln, ISBN 3-89998-077-8, 29,50 Euro
Das Evangeliar
Heinrichs des Löwen wurde im Jahr 1983 für 32,5 Millionen DM von einer
Bietergemeinschaft unter der Leitung des Landes Niedersachsen ersteigert.
Seither schlummert diese prachtvolle mittelalterliche Handschrift in einem
klimatisierten Tresor in der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel und wird
aus Sicherheitsgründen nur alle zwei Jahre ausgestellt. In „Christus für uns“
macht Hermann Mahnke nun einige farbenprächtige Miniaturen dieses wertvollen
Buches zugänglich.
Dabei geht es dem
Verfasser jedoch in erster Linie nicht um eine künstlerische Würdigung der
Miniaturen bzw. ihre theologiegeschichtliche oder kulturhistorische
Einordnung, sondern um die geistliche Bedeutung der biblischen Bilder. Mahnke
bringt die mittelalterliche Buchmalerei und die jeweiligen Texte der
Evangelien in ein fruchtbares Gespräch. Er zeigt, wie der Schöpfer der
Miniaturen – der Mönch Herimann – die Evangelientexte
geistlich durchdrungen und dadurch aussagekräftige Verkündigungsbilder
geschaffen hat.
Herimann malt als biblischer Theologe. Geschickt
verbindet der Künstler seine Evangelienbilder mit zentralen Worten der
Heiligen Schrift. Auf Spruchbändern (so etwas wie mittelalterliche
Comic-Spruchblasen) kommen neben den Akteuren der Evangeliengeschichten
alttestamentliche Propheten, neutestamentliche
Apostel sowie Braut und Bräutigam (der Bräutigam Christus im Gespräch mit
seiner Braut, der Kirche, mit Zitaten aus dem Hohelied Salomos) zu Wort.
Durch diese Methode arbeitet Herimann bei jeder Perikope das thematische Zentrum der Evangelien heraus:
Jesu Eintreten für uns Menschen vor Gott.
Diese zentrale
Botschaft des Evangeliums unterstreicht Mahnke in seinem Buch „Christus für
uns“. Dabei geht der Autor theologisch fachkundig und didaktisch geschickt
vor. Zu den einzelnen Miniaturen druckt er den entsprechenden Evangelientext
in der revidierten Lutherübersetzung ab, legt die Perikope
verständlich aus, gibt wertvolle Hintergrundsinformationen zu der Miniatur
und bezieht Text und Bild aufeinander. Dem Autor gelingt hier etwas
Bedeutendes: Durch die Betrachtung der mittelalterlichen Miniaturen und die
Meditation des entsprechenden Bibelabschnittes wird das Handeln Christi für
uns deutlich erkennbar.
In der praktischen
Gemeindearbeit konnte ich mich davon überzeugen, dass der Untertitel des
vorliegenden Buches hält, was er verspricht. Mit zwei verschiedenen
Gemeindekreisen habe ich über mehrere Monate hinweg Bilder aus dem Evangeliar
Heinrichs des Löwen betrachtet und die entsprechenden Evangeliengeschichten
gelesen. Das gemeinsame Entdecken der faszinierenden Miniaturen mit ihrer
zunächst verborgenen Bildsprache befruchtete immer wieder aufs Neue das
Nachdenken über den jeweiligen Bibelabschnitt. Dabei fiel die Aktualisierung
auf unsere heutige Situation nicht schwer. Für die Betrachtung der Miniaturen
in Gruppen wäre es allerdings wünschenswert, wenn die Evangelienbilder in
Form von Dias, Folien oder digitalen Daten mit dem Buch zur Verfügung
gestellt werden könnten.
Klaus Bergmann
in: Homiletische Monatshefte 84. Jg.
2008/2009
Reihe I Heft 8, Mai 2009 S. 383
Buchkritik von
Landesbischof i.R. D. Horst Hirschler, Evangelische Zeitung für
Niedersachsen Nr. 7, 18. Februar 2007 S. 7
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Mancher wird sich noch
entsinnen, welch' allgemeines Kopfschütteln es gab, als das Land
Niedersachsen unter Ministerpräsident Albrecht, der Freistaat Bayern
und die Stiftung preußischer Kulturbesitz am Nikolaustag 1983 für 32,5
Millionen Mark bei Sotheby in London das
Evangeliar Heinrichs des Löwen und seiner Frau Mathilde ersteigerten.
Wer es danach allerdings gesehen hat, ging vom Kopfschütteln in das
große Staunen über.
Die wertvolle Handschrift ist eines der berühmtesten Bücher des
Mittelalters und wurde um 1188 im Benediktinerkloster Helmarshausen bei Karlshafen an der Weser von dem
Mönch Herimann geschrieben und mit 24 höchst
eindrücklichen ganzseitigen Miniaturen (= Bildern) versehen. Man hat
allerdings nicht allzu viel davon, wenn man sich nicht in eine der
kundigen Anleitungen wie zum Beispiel die von Elisabeth Klemm (insel taschenbuch 1121)
vertieft und die biblischen Hintergründe sowie die besondere Art der
religiösen Bilderwelt des 12. Jahrhunderts wenigstens anfänglich
versteht.
Nun hat Hermann Mahnke, Gemeindepastor in Südhannover (Osterode/Dorste)
und beauftragt mit dem Projekt "Gemeindeaufbau mit der
Bibel", ein schönes Buch verfasst, in dem der biblische
Hintergrund der Miniaturen, aber auch die Bedeutung der Einzelheiten
der Bilder erläutert wird. Eine informative Einführung von Professor
Wolfgang Milde (Wolfenbüttel) in die abenteuerliche Geschichte des
Evangeliars steht Mahnkes Erläuterungen
voran. Die Miniaturen sind ausklappbar im verkleinerten Format
beigefügt, so dass man das Beschriebene jeweils am Bild überprüfen
kann.
Hermann Mahnke hat den biblischen Hintergrund zu den von ihm
ausgewählten Bildern kundig und umfangreich dargestellt. Man kann sich
aber auch auf die speziellen Erläuterungen zu den ausgewählten 14
Miniaturen konzentrieren. Besonders die vielen deutenden lateinischen
Spruchbänder müssen natürlich übersetzt werden. Man staunt zum
Beispiel, wie das erotisch gemeinte Hohelied nicht nur bei Bernhard von
Clairvaux, dem berühmten Zisterzienserabt,
sondern auch bei den Benediktinern in Helmarshausen
ganz selbstverständlich auf die Liebe zu Christus umgedeutet wird.
Meist sind auf einem Pergamentblatt zwei Miniaturen untereinander
gemalt. Man sieht Jesus zu Besuch beim Pharisäer Simon und die
Sünderin. Er ist zu Gast bei Maria und Marta. Ein Blindgeborener wird
geheilt und Lazarus wird auferweckt. Abendmahl und Fußwaschung sind auf
einem Blatt untergebracht, die Geißelung Jesu und seine Kreuzigung auf
einem anderen. Dazu ist jeweils der passende Bibeltext abgedruckt und
eine an den biblischen Paralleltexten orientierte Interpretation.
Kritische Fragestellungen sind dem Gespräch vorbehalten. In jedem Fall
erhält man eine ausgezeichnete Hinführung zu dem berühmten Evangeliar.
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Das Evangelium deutlich gemacht
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Zu
Hermann Mahnkes Buch „Christus für uns. Die
Bilder im Evangeliar Heinrichs des Löwen - ausgelegt für Menschen
unserer Zeit“, Weißensee Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-89998-077-8, 29,50
Euro
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Etwas südlich von
Karlshafen ist eines der schönsten und aufwändigsten Bücher des
gesamten Mittelalters entstanden: Im Kloster Helmarshausen
lebte im 12. Jahrhundert der kunstsinnige Mönch Herimann,
der im Auftrage Heinrichs des Löwen, des Braunschweiger Welfenherzogs und
Gegenspielers von Kaiser Barbarossa, sein Evangeliar schrieb und mit
zahlreichen, ganzseitigen und detailreichen Bildern ausgestaltete. Ein
„Evangeliarium“ ist - so heißt es in einem
alten Lexikon - „in der alten Kirche ein Buch, welches die zum öffentlichen
Vortrag im Gottesdienst bestimmten Evangelientexte enthält: Man
stattete diese Bücher mit besonderer Pracht aus“. Bei diesen Bildern
ging es vor allem um christliche Verkündigung.
1983 hat das Land Niedersachsen im Zusammenwirken mit der Bundesrepublik
Deutschland, dem Freistaat Bayern und der Stiftung Preußischer
Kulturbesitz dieses Evangeliar für rund 32,5 Millionen Deutsche Mark
kaufen können, den „höchsten Preis, der bis dahin jemals für ein
einzelnes Buch bezahlt wurde“. Das Original befindet sich gut gesichert
in einem Tresor in Wolfenbüttel.
Zu 14 Bildseiten - teilweise enthalten die Seiten 2 biblische
Geschichten - hat Pastor Dr. Hermann Mahnke Interpretationen verfasst,
von denen ein Teil auf früher gehaltene Predigtreihen zurückgeht. Sie
sind jetzt mit Hilfe von großzügigen Sponsoren unter dem Titel
„Christus für uns“ im Berliner Weißensee Verlag als ein aufwändig
gestaltetes Buch erschienen. Bilder dieser Art können unter zwei
Aspekten betrachtet wer-den: Man kann sie mit
den Augen eines Künstlers oder Kunsthistorikers betrachten, die Bilder
inhaltlich und stilistisch einordnen und die formalen Qualitäten
hervorheben, oder man kann sie auch aus dem Blickwinkel des Theologen
ansehen, der die von dem Maler intendierten Aussagen nachzeichnen und
verdeutlichen will. Das ist etwa so, wie man eine Blume mit dem Blick
des Botanikers oder dem eines Malers sehen und entsprechend
unterschiedlich beschreiben kann. Und beides ist möglich und hat seine
Berechtigung.
Dr. Mahnke ist Theologe, und so gilt das Hauptgewicht seiner
Interpretationen den theologischen Bezügen: „Christus für uns“ ist der
Titel, den er dem Buch gegeben hat, und es geht ihm um die
„aussagestarke Verkündigung der Bilder“. Bei dem Bild „Christus das
Lamm Gottes“ etwa gelingt es ihm, manches von dem herauszustellen, was
man bei schlichtem Betrachten des sehr detailfreudigen und symbolgeladenen Bildes nicht erkennt, oder auch
nicht erkennen kann. Man könnte es so formulieren: Er „übersetzt“ die
„Bildpredigt“ des Herimann aus dem 12. Jahrhundert,
in der der Mönch eine Predigt des Täufers Johannes nachgestaltet, in
die Sprache unserer Zeit. Er will, wie auch der Mönch, „das Evangelium
deutlich machen“.
Die Bilder des Buches sind von guter Farbqualität; sie lassen sich
herausklappen, so dass beim Lesen Text und Bild jeweils nebeneinander
stehen können, was die Lektüre einfacher macht. Möge das Buch viele
Leser finden. Man kann und soll es aber sicher nicht in einem Zuge
durchlesen, sondern nur abschnittsweise. Die einzelnen
Bildinterpretationen werden die Leser/innen anregen und ihnen die
Bilder und ihre Aussagen und damit das „Evangelium“ näher bringen; sie
können „Christus für uns“ sein oder werden, wie es der Titel des Buches
ausdrückt.
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Dr. Helmut Ahlborn, Einbeck
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Pfarrer Dr. Hermann
Mahnke, Dietrich-Bonhoeffer-Str. 2, 37574
EINBECK; Tel. 05561-3135631;
Fax: 05561-3135632; E-mail: Hermann.Mahnke@gmx.de
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